Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium

Schneeberg

Irgendwann mal

 

Du hast es geschafft- fast.
Ich rufe Morgen nochmal an- eventuell.
Ein anderes Mal- vielleicht.

Alles ist ungewiss
kein Kompromiss.
Jeder Schritt, den du gehst,
ist einer zurück.
Oder einer zu viel.
Wir machen es uns leicht:
schieben Dinge einfach weiter raus.
Obwohl wir nicht wissen, was
nächstes Jahr
nächsten Monat
nächste Woche
morgen
passiert.

Anstatt die Wahrheit zu sagen
unzählige ungesagte Fragen
lieber diese Sagdochgleichnein Wörter
um nicht zu enttäuschen
aber das Versprechen zu brechen.
Mit diesen unverbindlichen Floskeln
die Wahrheit zu erzwingen
mit Wörtern, die uns nichts bringen.
Aber vielleicht änderst du dich.
Aber nicht heute.
Irgendwann mal.

Ich bin mir sicher- beinahe.
Ich werde es noch machen- wahrscheinlich.
Es klappt bestimmt- irgendwann.

Was ist, wenn du die Chance verpasst hast.
Sie an dir vorbeifährt, wie die Fähre Richtung Horizont
und du am Ende bereust, dass du nicht eingestiegen bist.
Denn du lebst nur einmal.
Und wer weiß schon, was Morgen passiert?
Nenn’s verschieben. Aufschieben. Hinauszögern.
Ich nenn’s vergessen.
Was würdest du tun, wenn deine Zeit auf wenige Jahre begrenzt wäre?
Würdest du genauso verschwenderisch damit umgehen?
Oder würdest du dich ändern?
Aber nicht heute.
Irgendwann mal.

Du sagst:
Irgendwann mal nehme ich mir die Zeit für die Dinge, die mir guttun.
Irgendwann mal werde ich die Dinge loslassen, die mir nicht guttun.
Irgendwann mal werde ich mich ändern.
…Doch wann ist irgendwann?

Für uns ist es leicht, Dinge erst Morgen zu machen.
Wir können uns ja später Sorgen machen.
Lauf doch nicht an der Wahrheit vorbei!
Denn du weißt nie, was das Leben noch so für Überraschungen plant.
Es fragt uns ja nicht.
Wir können es uns nicht aussuchen.
Aber das Beste daraus machen und die Zeit nutzen.
Aber nicht heute.
Irgendwann mal.

Julia Neukirchner, Klasse 9c

 

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